Presse 2004  


Die Rangsdorfer Gemeindevertreter Thorsten Osterloh (links) und Peter Wetzel stellten eine Blumenschale neben den Gedenkstein.
(Foto: Klaus Schlage)

  Märkische Allgemeine Zeitung
21.07.2004


Mit der "He 111" zum Attentat

Rangsdorf: Gedenkstein für Männer des
20. Juli 1944 enthüllt


Gudrun Schneck

Rangsdorf: "Es ist schön, dass sich die Gemeinde Rangsdorf und die Seeschule meines Vaters erinnern." Berthold von Stauffenberg, ältester Sohn von Claus Graf Schenk von Stauffenberg, war gestern in Rangsdorf. Dort wurde ein Gedenkstein anlässlich des 60. Jahrestages des Attentats auf Hitler enthüllt.

Die Offiziere Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Werner von Haeften starteten am 20. Juli 1944 zum Hitler-Attentat vom Rangsdorfer Flugplatz. Es scheiterte. Stauffenberg und Haeften wurden wie zahlreiche andere Verschwörer hingerichtet. Der schlichte Basalt-Gedenkstein steht vor dem ehemaligen Aeroclub, der als Offizierscasino des Fliegerhorstes Rangsdorf diente und gegenwärtig zum Haupthaus des Privatgymnasiums Seeschule ausgebaut wird. Vom Uferwanderweg am Rangsdorfer See ist er gut zu sehen.

Bürgermeister Klaus Rocher würdigte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Oberleutnant Werner von Haeften als Männer mit Zivilcourage, die "das Notwendige taten, was zu tun war" - im vollen Bewusstsein, ihr Leben zu riskieren. SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein und Stephan Körber vom Bauträger "Freies Internat und Gymnasium Rangsdorf" zogen das Tuch von dem Stein mit der Schrifttatel. SPD-Landtagsabgeordneter Klaus Bochow, die Gemeindevertretung und eine ganze Reihe interessierter Bürger nahmen an der kleinen Feierstunde teil. Anschließend besichtigte man im Bücker-Museum Rangsdorf die noch bis Mitte August laufende Sonderausstellung "Rangsdorf und der militärische Widerstand gegen Hitler". Der Historiker Siegfried Wietstruk vom Förderverein Bücker-Museum zeigte den Besuchern unter anderem ein Modell - des Kampfflugzeuges "Heinkel 111", mit dem Stauffenberg und Haeften zum Flugplatz Rastenburg in der Nähe des Hitler-Hauptquartiers "Wolfsschanze" geflogen waren. Wietstruk erinnerte auch an Heinrich Scheel, der als Wetterdienstinspektor auf dem Fliegerhorst Rangsdorf seinen Dienst versah und insgeheim an Moskau Informationen über Militärverbände weitergab, die auf dem Weg nach Osten in Rangsdorf zwischenlandeten.

Berthold von Stauffenberg sah sich alles aufmerksam an und meinte: "Ich bemerke in jüngster Vergangenheit ein unverkrampftes Verhältnis zu diesen Widerständlern. Vielleicht liegt es daran, dass heute nicht mehr so viele leben, die sich fragen lassen müssen: Was haben Sie damals gemacht?"

Im Vorfeld des 60. Jahrestages des Hitler-Attentats hatten sich Schüler der Rangsdorfer Realschule und des Privatgymnasiums Seeschule mit der Geschichte des Flugplatzes Rangsdorf beschäftigt. Nach dem Museumsrundgang sahen die Gäste eine entsprechende Jahresarbeit aus dem Unterrichtsfach Geschichte als Computer-Präsentation.

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